Familienunternehmer extrem pessimistisch für 2024: Deutschland und Europa verlieren Investitionen

Bürokratie und Steuern erodieren Standort. Ostermann fordert von Scholz und von der Leyen eine business first-Politik

Familienunternehmer sind die starke Säule des Wirtschaftsstandorts Deutschland – und damit der ganzen EU. Noch. Im gerade begonnenen Jahr nehmen die Sorgen der Familienunternehmer weiter zu. Die Konsequenzen für unser Land werden dramatisch. Das zeigt die alljährliche Jahresausblickumfrage der Familienunternehmer.

Umfrageergebnisse:

Bereits jeder dritte Familienunternehmer (34 Prozent) erwartet eine starke Verschlechterung seiner Geschäftslage. Entsprechend dieser düsteren Aussichten will fast jeder vierte Unternehmer (23 Prozent) die Anzahl der Arbeitsplätze in seiner Firma reduzieren. Nur noch 24 Prozent der Unternehmer wollen neue Arbeitsplätze schaffen. Auch dies sind die schlechtesten Werte seit Beginn dieser Umfrageserie (2011) überhaupt.
Aufmerken lässt die Lageeinschätzung der international tätigen Familienunternehmer: 51 Prozent (plus 7 Prozentpunkte) von ihnen wollen ihre internationale Geschäftstätigkeit erhöhen. Aber lediglich knapp jeder Dritte (32 Prozent) will dies noch in Deutschland tun. Bezogen auf die Investitionspläne zeigt sich ebenfalls eine alarmierende Entwicklung: Der Anteil der international tätigen Familienunternehmer, die 2024 in Deutschland investieren wollen, sinkt auf 22 Prozent. Das sind sechs Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr. Interessant: Auch ihre Bereitschaft im EU-Ausland zu investieren nimmt um ein Prozentpunkt auf 19 Prozent ab. Im außereuropäischen Ausland allerdings will eine wachsende Zahl der international tätigen Familienunternehmer (22 Prozent) ihre Investitionen 2024 sehr wohl steigern (Vorjahr: 18 Prozent). Fazit: Deutschland und Europa werden als Investitionsstandort zunehmend unattraktiver.

Rangliste der größten Sorgen für 2024:

Mit weiter steigender Tendenz setzen die Unternehmer auch für 2024 die Bürokratie durch Berichtspflichten erneut auf Platz Eins ihrer größten Sorgen (83 Prozent sehen das so nach 79 Prozent im Vorjahr).
Auf Platz Zwei der größten Sorgen im neuen Jahr befürchten 76 Prozent der Unternehmer weiter steigende Sozialabgaben, was den Faktor Arbeit zusätzlich verteuert. Offenbar halten sie die sozialen Sicherungssysteme nicht mehr für solide finanziert, was zu höheren Sozialabgaben führen muss. Auf Platz Drei der Sorgenliste folgt fast gleichauf die Verkrustung des Arbeitsrechts mit 74 Prozent. Deutlich um zwei Plätze nach vorne bei den Sorgen springen die Steuererhöhungen (mit 73% auf Platz Vier, Vorjahr: 69 Prozent), was angesichts der Steuerforderungen der Grünen und der SPD mitten aus der Regierungskoalition heraus, zunehmend für wahrscheinlich gehalten wird.
Dass die staatliche Verschuldung und der regierungsinterne Streit um die Schuldenbremse Einfluss auf den unternehmerischen Ausblick haben, zeigt die Zunahme der Sorge über die Verschuldung des Bundes und der Kommunen (jeweils 57%). (Vorjahr: Verschuldung des Bundes Platz 9 mit 54% und der Kommunen Platz 10 mit 53%)

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer:
„Diese Zahlen zeigen, der Exodus der Unternehmen ist nicht nur auf die energieintensive Industrie begrenzt: Deutschland und Europa sind als Investitionsstandorte nicht mehr attraktiv. Und es sind politische Fehler, die unseren Standort nicht mehr wettbewerbsfähig sein lässt. Die Wirtschaftspolitik in Berlin und auch in Brüssel ist völlig aus dem Ruder gelaufen, die Bedürfnisse und Sorgen der Unternehmen werden seit Jahren ignoriert. So werden Familienunternehmer verprellt. Die Regierung muss nach einem völligen Überdrehen der jahrelangen Nachfragepolitik bereits den Haushalt 2024 auf Angebotspolitik umstellen, sonst ist der wirtschaftliche Niedergang jahrelang zu spüren. Das Wachstumschancen-Gesetz ist das von der Wirtschaft hierfür so dringend benötigte erste Signal. Es muss aber jetzt kommen. Für ideologisches Hickhack innerhalb der Ampel bleibt nun keine Zeit mehr.
Die Regierung ist mit ihrem Versprechen der Entbürokratisierung krachend gescheitert. Schuld daran ist auch, dass EU-Kommission und EU-Parlament uns Unternehmer mit immer neuer und immer teurerer Bürokratie bewegungsunfähig machen. Im Jahr der Europa-Wahl fordern wir Familienunternehmer von Kommissionspräsidentin von der Leyen schleunigst „business first“ zum Motto ihrer Kommission zu machen, statt weiter Lieferketten-Bürokratiemonster und geradezu ziellos immer neue Berichtspflichten einzuführen. Von Bundeskanzler Scholz erwarten wir, dass er endlich alle Kräfte seiner Regierung auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas konzentriert. Ohne eine wettbewerbsfähige Wirtschaft kann die ganze Ampelkoalition doch einpacken. Beginnen sollte der Kanzler damit, dass Deutschland in allen EU-Räten sofort ein Veto einlegt, wenn Frau von der Leyens Kommission oder das EU-Parlament mit neuer Bürokratie oder neuen, wettbewerbsverzerrenden Subventionen um die Ecke kommt. Wir Familienunternehmer wollen gerne in Deutschland bleiben, aber unsere Arbeitsplätze müssen sich hier auch rechnen.“

Thomas Hoppe, Bundesvorsitzender der Jungen Unternehmer:
„Die Nebenkosten steigen nicht nur für Wohnungen und Häuser. Auch der Faktor Arbeit wird in Deutschland immer teurer. Steigende Sozialversicherungsbeiträge führen dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland sinkt und die Arbeitnehmer weniger Netto von ihrem Bruttoeinkommen haben. Fachkräfte, die das durchschauen, werden nicht nach Deutschland einwandern oder sogar von hier weg ins Ausland gehen. Wir konkurrieren nicht nur mit Unternehmen in Deutschland, sondern vor allem außerhalb der Staatsgrenze. Bürokratie und Kosten müssen daher endlich reduziert werden, wenn Deutschland als Standort langfristig erfolgreich sein soll. Die Bundesregierung sollte die Sorgen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ernst nehmen, statt die Kosten weiter aus dem Ruder laufen zu lassen. Die Sozialleistungen müssen reformiert und Eigenverantwortung in der Vorsorge gepusht werden. Politiker, die wollen, dass die Unternehmen in Klimaschutz am heimischen Standort investieren, müssen auch für eine nachhaltige Sozialpolitik sorgen. Deutschland braucht dringend einen Pakt für nachhaltige Sozialsysteme.
Ziel aller Anstrengungen muss sein, Unternehmer und Gründer in Deutschland zu halten, damit wir uns den Sozialstaat weiter leisten können. Denn Wirtschaftskraft und Wohlstand sind die Grundlage für unseren umfassenden Sozialstaat, nicht wie Olaf Scholz auf dem SPD-Parteitag meinte, der Sozialstaat sei Grund des Wohlstands.“


An der Umfrage nahmen 1022 Mitglieder von DIE FAMILIENUNTERNEHMER und DIE JUNGEN UNTERNEHMER teil. Befragungszeitraum: 06.12.2023 – 13.12.2023

DIE FAMILIENUNTERNEHMER folgen als die politische Interessenvertretung für mehr als 180.000 Familienunternehmen den Werten Freiheit, Eigentum, Wettbewerb und Verantwortung. Die Familienunternehmer in Deutschland beschäftigen in allen Branchen rund 8 Millionen Mitarbeiter und erwirtschaften jährlich einen Umsatz in Höhe von 1.700 Milliarden Euro.

DIE JUNGEN UNTERNEHMER sind das Forum für junge Familien- und Eigentümerunternehmer bis 40 Jahre. Unter dem Motto Freiheit, Eigentum, Wettbewerb und Verantwortung bezieht der Verband klar Stellung für eine wettbewerbsorientierte und Soziale Marktwirtschaft sowie gegen überflüssige Staatseingriffe. Die Verbandsmitglieder sind Inhaber oder Gesellschafter eines Unternehmens.

 
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