03/2021 | Pflicht zum Home-Office? Die eigentlichen Baustellen bleiben unberührt.
03/2021 | Pflicht zum Home-Office? Die eigentlichen Baustellen bleiben unberührt.
Seit Dienstag steht fest: Verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus kommen. Die Runde um Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich beispielsweise auf eine Pflicht zum Home-Office geeinigt, was eigentlich eine Pflicht zum mobilen Arbeiten ist. Die Regierung richtet den Blick auf Nebenschauplätze, anstatt die eigentlichen Baustellen anzupacken. Die Pflicht zum Home-Office ist das Ergebnis einer Scheindebatte. Denn: In einer aktuellen Umfrage unter unseren Mitgliedern haben 75 Prozent der Betriebe angegeben, dass sie mobiles Arbeiten bereits anbieten. Nur 25 Prozent der Unternehmen bieten keine Heimarbeit an. Die Gründe sind nachvollziehbar: Entweder lassen die Betriebsabläufe es nicht zu oder die Beschäftigten bevorzugen schlichtweg das Büro. Besorgte Stimmen werden aufschreien: Aber das Ansteckungsrisiko! Zur Beruhigung: Funktionierende Schutz- und Hygienekonzepte schützen Beschäftigte und Kunden seit Beginn der Pandemie vor einer Ansteckung. Das bekräftigt auch folgendes Ergebnis unserer Umfrage: 91,3 Prozent der in Familienunternehmen mit Corona-krankgemeldeten Beschäftigten haben sich außerhalb des Betriebes angesteckt. Daher ist nicht ganz klar, warum die politischen Entscheidungsträger nun mit einer Pflicht zum Home-Office daherkommen. Vielleicht um im Nachhinein die Lorbeeren für etwas einzusammeln, was die meisten Unternehmen schon vor Monaten umgesetzt haben - nämlich die große Mehrheit der Beschäftigten ins mobile Arbeiten zu verlagern? Richtiger wäre es gewesen, sich auf andere bisher unzureichend berücksichtige Baustellen zu fokussieren - wie die weiter ausbleibende Digitalisierung von Gesundheitsämtern und Ausbildungseinrichtungen.