Frankfurter Allgemeine Zeitung
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Auf einer 5000 Jahre alten Tontafel der Sumerer, die im prähistorischen Mesopotamien die vermutlich erste Hochkultur der Menschheitsgeschichte bildeten, fanden Forscher einst den Satz: "Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte." Es gab seither keine Epoche, in der die Zukunft nicht aufgrund der "unverantwortlichen" (Aristoteles) und "undisziplinierten" (der frühere Kammerpräsident Driftmann) Jugend in düstersten Farben gemalt wurde. In dieser fünf Millennien alten Tradition steht auch die immer wieder aufflammende Diskussion um die "Gen Z". Sie sei "faul", "verwöhnt" und "fordernd". Ihre Ansprüche an den Job könne man mit "maximaler Lohn, bei maximaler Freizeit und minimaler Verantwortung" übersetzen, heißt es.
Da seit Menschengedenken über die Jugend gemeckert wird, sich die Wirtschaftsleistung im Vergleich zur mesopotamischen Frühkultur aber trotz allem recht leidlich entwickelt hat, ist die Schwarzmalerei wohl nur postfaktische Tradition.
Der Beitrag erschien am 23. August 2024 in der F.A.Z auf der S.19.