Regionalkreis: Niederrhein Düsseldorf

Warnzeichen im Mittelstand: Auftragslage sinkt fast auf Corona-Tief. Firmen halten sich mit Investitionen zurück

Ostermann: Das könnte der Beginn einer sich selbst verstärkenden Welle sein.

Die Stimmung bei den Familienunternehmen in Deutschland nähert sich dem niedrigen Niveau aus der Schreckenszeit der Corona-Pandemie. Das zeigt die jüngste Quartalsumfrage der Familienunternehmer und der jungen Unternehmer.

Seit dem vierten Quartal 2020 war die Geschäftslage bei den Familienunternehmen nicht mehr so schlecht wie momentan. Auch die Aussichten der Unternehmer verdüstern sich wieder: So mies wie jetzt schätzten die Firmenchefs ihre Erwartungen auf neue Aufträge zuletzt im erstem Quartal 2021 ein. Ihre Investitionspläne schrauben viele Familienunternehmer momentan auffallend zurück: Mehr als jeder dritte Familienunternehmer (34 Prozent) plant derzeit gar keine Investitionen. Gefragt, was sie daran hindert zu investieren, nennen mittlerweile 55 Prozent der Unternehmer die Bürokratiekosten beziehungsweise die Überregulierung. 41 Prozent schrecken die Unberechenbarkeit der Finanz-und Wirtschaftspolitik ab. 43 Prozent behindert der Fachkräftemangel.

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer: „Dies sind frühe Warnzeichen, die die Regierungen in Bund und Ländern nicht übersehen sollten. Jede heute unterlassene Investition in den heimischen Standort fehlt morgen in den Auftragsbüchern anderer Unternehmen wie Baufirmen, Dienstleister oder Maschinenhersteller. Dies könnte der Beginn einer sich selbst verstärkenden Welle sein. Ist das Anti-Investitions-Virus (AIV) erst ausgebrochen und breitet sich aus, könnten sogar die Arbeitslosenzahlen wieder steigenden. Gegen das Anti-Investitions-Virus helfen keine Subventionen, sondern nach zwei Jahrzehnten Nachfragepolitik nur ein Umschalten auf Angebotspolitik – und ein sofortiger Stopp jedweder weiteren Bürokratie-Belastung.

Bislang fielen unserer Regierung als Gegenmittel aber immer und immer wieder nur neue Subventionen ein. Diese Umfrage jedoch zeigt deutlich: Zwei der drei größten Investitionshindernisse sind für Unternehmer gar nicht mit Geld zu überwinden. Der Staat selbst jedoch agiert wie der Belzebub, der begonnen hat, unseren Unternehmern mit Planwirtschaft den guten Unternehmergeist regelrecht auszutreiben.

Mit vielen Milliarden Subventionen will Minister Habeck nun auch noch große Konzerne dabei unterstützen, sich in Deutschland anzusiedeln. Dieser ordnungspolitische Fehler saugt dem Mittelstand dann jedoch regelrecht die Fachkräfte weg. Der Mangel an Fachkräften, das zweitgrößte Investitionshemmnis der Unternehmer, wird so mit Steuergeld noch verschärft. Ist eine teure Ansiedlung wie die von Intel in Ostdeutschland es wirklich wert, dafür dort dann den eigenen Klein- und Mittelstand und somit die zentrale Wirtschaftsstruktur dazu gefährden? Ich sage: Keinesfalls!“

Sarna Röser, Bundesvorsitzende der jungen Unternehmer: „Wenn die Bundesregierung jetzt nicht umsteuert, werden noch mehr Unternehmer ihre Koffer packen und Deutschland den Rücken zukehren. Die Gründe für Unternehmsaufgaben und -umsiedlungen sind so vielfältig wie in ihrer Gesamtheit toxisch. Enorme bürokratische Lasten in Verbindung mit massivem Arbeitskräftemangel, langwierigen Verwaltungsverfahren, dauerhaft hohen Energiepreisen sowie hohen Steuern und Abgaben sind der Genickschlag für die Zukunft unseres Wirtschaftsstandorts. Deutschland ist zu teuer, zu überreguliert und zu verkrustet.

Das ist nicht nur für den Standort Deutschland verheerend, sondern - mit Blick auf die hier vorangetriebenen Technologien beispielsweise für die klimafreundliche Transformation - auch weltweit. Noch haben wir die Industriecluster, aus deren Zusammenspiel sich großartige neue Lösungen ergeben – auch für die Klimawende. Genau deshalb brauchen alle Unternehmer gute Rahmenbedingungen, die uns machen lassen, während sich der Staat auf seine Kernkompetenzen konzentriert.“

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Die Stimme der Familienunternehmer