Blick nach innen! Einfach machen (1/3)
Blick nach innen! Einfach machen (1/3)
Herr Geers, Sie waren von 1988 bis 1994 Präsident des Verbands. Welche politischen Ziele standen während Ihrer Präsidentschaft im Vordergrund?
Größte Priorität hatte die Privatisierung von Bahn, Post und Telekommunikation, z. B. durch die Einführung des Privatfernsehens. Postminister Schwarz-Schilling war Mitglied der ASU, sodass wir einen Vertreter in der Politik hatten, der uns verstand. Ein großer Teil der Privatisierungspläne kam von der ASU. Wir haben das als erste gefordert und dazu zahlreiche Schriften veröffentlicht.
Helmut Kohl hatte den Verband damals als „polemisch“ beschimpft. Warum?
Anlass war unsere Streitschrift „Demokratiereform“, in der wir forderten, dass jeder Bundestagsabgeordnete erst mal einen anständigen Beruf gelernt haben muss. Aber wir hatten auch unsere guten Momente mit dem damaligen Kanzler: Vor der Wiedervereinigung gab es Mitte der 1980er die Ruhrgebietskrise, zu der Helmut Kohl die Ruhrgebietskonferenz einberief. Wir von ASU waren dabei, und Kohl freute sich jedes Mal, wenn ich mich zu Worte meldete und sagte: „Wir kommen auch ohne Subventionen aus“.
Welchen Herausforderungen musste sich der Verband während Ihrer Zeit stellen?
Die Wiedervereinigung – die hat die Unternehmer in uns gefordert. Höhepunkt war unsere berühmte Kontaktbörse im Dresdener Rathaus im März 1990. Jedes Verbandsmitglied sollte einen Schreibtisch, zwei Stühle und ein Plakat seiner Firma mitbringen – und es kamen hunderte. Aus diesem Zusammentreffen zwischen Ost und West sind viele Firmen entstanden. Einfach machen, das war typisch ASU.
Und worin sehen Sie aktuell die Herausforderungen für Familienunternehmer?
Die größte Gefahr liegt in den Staatseingriffen in die Wirtschaft durch Politiker, die die Konsequenzen nicht sehen. Solche untauglichen Versuche zur Investitionslenkung gab es schon in den 1970er.
Was macht sie dennoch zuversichtlich für den Standort Deutschland?
Vor allem der deutsche Erfindergeist. Er ist da und zeigt sich immer wieder, vor allem in Krisen. Not macht erfinderisch.
Not macht erfinderisch.
Wie stehen Sie heute emotional zum Verband?
Ich liebe den Verband. Ich bin darin groß geworden und seit mehr als 50 Jahren Mitglied.
Und zum Schluss: Was gibt Ihnen persönlich in schwierigen Zeiten Zuversicht?
Die eigenen Fähigkeiten. Es gibt immer eine Möglichkeit, sich selbst zu helfen. Nicht auf den Staat verlassen, sondern selbst machen, darum geht es.
Zur Person
Volker J. Geers
Ehemaliger Geschäftsführender Gesellschafter der GEERS Hörakustik AG & Co. KG
Das Unternehmen
GEERS Hörakustik AG & Co. KG
Gründungsjahr: 1952