Rückblicke
Kritischer Gedankenaustausch - DIE FAMILIENUNTERNEHMER zu Gast bei Bündnis 90/Die Grünen in NRW
NRW, das bevölkerungsreichste Bundesland, befindet sich in der Dauerkrise: Trotz bundesweit florierender Wirtschaft und häufig beklagtem Fachkräftemangel verzeichnet NRW eine Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent - die höchste aller westdeutschen Flächenländer (Stand November 2016). Das Bruttoinlandprodukt ist unterdurchschnittlich. Es beträgt 36.500 Euro pro Kopf. Das sind 600 Euro weniger als im Bundesdurchschnitt. Straßen und Brücken befinden sich in einem miserablen Zustand. Trotz hoher Bereitschaft zur Ausbildung können 51 Prozent der Mitglieder von DIE FAMILIENUNTERNEHMER (laut einer Umfrage von Januar 2017) keine zusätzlichen Fachkräfte ausbilden, weil die Bewerber eine zu schlechte Vorbildung haben.
Eine optimale Schulbildung fällt ideologischen Grundsatzdebatten zum Opfer – Gründe genug für DIE FAMILIENUNTERNEHMER, mit allen politischen und gesellschaftlichen Kräften in NRW den Dialog zu suchen, denn NRW kann viel mehr.
Aus diesem Grund trafen sich Thomas Rick, NRW-Landesvorsitzender von DIE FAMILIENUNTERNEHMER und die Verbandsmitglieder Dr. Georg Rotthege und Dr. Dirk Reder mit Vertretern von Bündnis 90/Die Grünen zu einem wirtschaftspolitischen Gedankenaustausch im Düsseldorfer Landtag. Kernthemen des einstündigen Gesprächs waren die Zukunft der Industriepolitik, der Ausbau des digitalen Netzes sowie Klimaschutz und Energiepolitik.
Reiner Priggen, wirtschaftspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, plädierte nachdrücklich für den schrittweisen aber zügigen Umstieg von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor auf Elektroautos. Thomas Rick, selbst Fahrer eines Elektroautos, nannte die Elektromobilität ebenfalls zukunftsweisend, wies aber auch darauf hin, dass diese Technologie noch in den Kinderschuhen stecke und die Entsorgung der Akkus sehr problematisch für die Umwelt sei. Über eine zeitlich begrenzte und zielgerichtete Anschubsubventionierung durch den Staat könne man in diesem Bereich durchaus nachdenken, wenn dadurch keine gravierenden Wettbewerbsverzerrungen entstünden. Im Allgemeinen aber sprach sich Rick gegen Subventionen aus: „Die Regierung sollte für gute Rahmenbedingungen – also für eine moderne Infrastruktur – sorgen, und Bürger und Unternehmen nicht mit unnötigen Vorschriften gängeln.“
Einig waren sich die Familienunternehmer mit der Expertin für Energiepolitik Wibke Brems über die Bedeutung des Klimaschutzes. Es müsse jedoch unbedingt darauf geachtet werden - so Rick -, dass die Kosten der Energiewende sowie die von den Grünen initiierten verschärften bürokratischen Auflagen von Bundes- und Europanormen für NRW im Bereich „Klimaschutz“ Bürger und Unternehmen nicht überfordere. „Wenn Firmen wegen zu hoher Strompreise abwandern, ist niemandem geholfen“, so Rick.
Während des Gesprächs mit Matthi Bolte, bei Bündnis 90/DieGrünen zuständig für Digitalisierung und Netzpolitik, forderten die Familienunternehmer einen zügigen Ausbau des Breitband-Internetzugangs in NRW. „Deutschland ist im europäischen Vergleich ein digitales Entwicklungsland“, brachte Thomas Rick die Problematik auf den Punkt. Rick, Geschäftsführender Gesellschafter des Düsseldorfer IT-Dienstleisters Behrens & Schuleit kritisierte die zahlreichen „weißen Flecken“ auf der digitalen Landkarte in NRW – das sei für viele Unternehmen ein massiver Standortnachteil. Matti Bolte widersprach dem nur halbherzig, betonte das Engagement von Bündnis90/Die Grünen für den Netzausbau und machte auf die Schwierigkeiten bei der Umsetzung in den Kommunen aufmerksam.
Auch das Thema „Bildung“ mit der Forderung der Einführung eines Schulpflichtfachs „Wirtschaft“ wurde von den Familienunternehmern ausdrücklich angesprochen. Dazu aber äußerte sich der wirtschaftspolitische Teil der Fraktion nicht näher.
Abschließend kamen beide Seiten überein, den konstruktiv-kritischen Gedankenaustausch demnächst fortzusetzen.